Leistbarkeit für Arbeitgeber und Arbeitnehmer
Auf den ersten Blick mag das Modell der 4‑Tages-Woche sehr positiv erscheinen. Es bringt aber auch eine Reihe von Nachteilen mit sich. Der größte Nachteil ist aus meiner Sicht die Leistbarkeit. Sowohl für den Arbeitgeber als auch für den Arbeitnehmer.
Die Frage ob sich dein Unternehmen eine 4 Tages-Woche leisten kann, bringt aber auch einige soziale Komponenten mit sich.
Am Anfang stellen es sich viele Mitarbeiter deutlich einfacher vor, zehn Stunden am Tag zu arbeiten. Wie schon besprochen beginnen die ersten Probleme bereits beim Thema Überstunden. Höchstarbeitszeiten dürfen nicht überschritten werden, um nicht Schwierigkeiten mit den jeweiligen Arbeitszeitgesetzen zu bekommen.
Mitarbeiter mit kleinen Kindern haben es meistens schwer, eine Betreuungseinrichtung über einen Zeitraum von 10 Stunden zu finden.
Es ist nachgewiesen, dass die Konzentrationsfähigkeit des Menschen nach fünf bis sechs Stunden am Tag deutlich nachlässt.
Kann die Produktivität der Mitarbeiter demnach wirklich steigen, wenn die Arbeitszeit von acht auf zehn Stunden aufgestockt wird?
Die Situation des Urlaubsanspruches ist ebenfalls ein Thema, das viele Unternehmer und Mitarbeiter beschäftigt. In vielen Fällen kann sich der Urlaubsanspruch ebenfalls reduzieren. Wenn das nicht der Fall ist, klafft die Lücke zwischen Arbeitsleistung und Bezahlung noch weiter auf.
Nehmen wir an, dass am Freitag nicht gearbeitet wird. Was passiert. Die Freitagsumsätze fallen weg. Gerade im Dienstleistungsbereich würde das bedeuten, dass es keinen Umsatz gibt (weniger Produktivität) und die Dauer der Bearbeitung von Kundenanliegen verlängert wird (Kundenzufriedenheit).
In der Dienstleistungsbranche spielt der rechtzeitige Service eine wichtige Rolle. Weniger Service bedeutet weniger zufriedene Kunden.
Du hast zwar die Möglichkeit mittels „Job-Sharing“ jedem Mitarbeiter individuell einen anderen Tag freizugeben. Ob das von ihnen angenommen wird, ist aber nicht sicher. Zusätzlich schaffst du dir einen organisatorischen Zusatzaufwand, der auch administriert werden muss.
Mögliche Lösungen
In der Vergangenheit haben wir hautnah erlebt, wie schwierig der Übergang zu einem neuen Arbeitsmodell sein kann. Inzwischen sind die Arbeitszeiten und Lösungen individuell und so unterschiedlich wie noch nie.
Um zu einer lebbaren Lösung zu kommen, gibt es 3 Möglichkeiten:
- Die Einführung der 4 Tages Woche: Die Thematik habe ich ja inzwischen beleuchtet. Der größte Nachteil dabei ist: Die Betrachtung der Arbeitsleistung mit der Dimension Zeit. Da bedeutet: Ich messe die Arbeitsleistung in Zeit und nicht in Output.
- Eine andere Art zu denken: Wie schon beschrieben ist die Zeitmessung nicht mehr die Lösung. Es braucht andere Ansätze die Leistung und die Produktivität neu zu definieren. Dabei müssen sowohl die Bedürfnisse von Arbeitgebern und Arbeitnehmern berücksichtigt werden. Wann gibt es die meiste Arbeit im Unternehmen, wie kann diese abgedeckt werden oder wie können unproduktive Zeiten besser durch Mitarbeiter oder Unternehmer genutzt werden. Beispielsweise könnten Eltern am Vormittag zwischen 10 und 12 Uhr Zeit für den Spielplatz einplanen, und am Nachmittag die Arbeit erledigen. In dieser Zeit arbeitet nur ein Teil der Mitarbeiter, wogegen am Nachmittag wo der größte Arbeitsanfall ist, alle arbeiten.Die Flexibilität und die Zufriedenheit würden deutlich steigen.
- New Work Modelle: Ist die Arbeitszeit nicht mehr das Messkriterium können neue Arbeitszeitmodelle entstehen. Die beste Möglichkeit ist, sein Unternehmen auf Remote-Work umzustellen. Das bringt nicht nur für Mitarbeiter den Vorteil viel Individueller und flexibler zu agieren, sondern vor allem für den Unternehmer. Werkzeuge zur Zusammenarbeit machen diese Form der Arbeit leicht umsetzbar.
Fazit:
Eine 4‑Tage-Woche löst nicht alle Probleme. Wenn dein Unternehmen unterbesetzt ist und du zu viele Aufgaben auf einmal hast, kann auch eine kürzere Arbeitswoche nicht helfen.
Es braucht andere Ansätze, um die Unternehmerthemen zu lösen. Wie das möglich ist, habe ich in diesem Beitrag beschrieben.