Johann Lebenich

Johann Lebenich

CEO & Foun­der

4 Tages Woche: Die unbequeme Wahrheit

„Die 4 Tages-Woche bringt Pro­duk­ti­vi­täts­ver­bes­se­run­gen“. Sol­che oder ähn­li­che Schlag­zei­len sehen wir fast jeden Tag. Unter dem Aspekt „Neue Arbeit“ (auch bekannt als New Work) pas­siert in vie­len Unter­neh­men der­zeit ein Umden­ken. Ein Para­de­bei­spiel dafür ist die viel dis­ku­tier­te Vier-Tage-Woche. Wel­che Model­le gibt es der­zeit? Wie sind sie leist­bar? Wel­che Schwie­rig­kei­ten brin­gen sie für Unter­neh­mer? Wie könn­ten ande­re Lösun­gen aus­se­hen?

Arbeitsmodelle der 4 Tage Woche

Die Model­le im Ver­gleich

Gleit­zeit, Home-Office oder Remo­te Work – mitt­ler­wei­le haben sich vie­le neue Arbeits­mo­del­le ent­wi­ckelt. Daher ist es nicht ver­wun­der­lich, dass sich vie­le Arbeit­neh­mer auch die Vier-Tage-Woche wün­schen, und eine inten­si­ve Dis­kus­si­on dar­über ent­facht wur­de. 

Die­se ver­spricht angeb­lich fle­xi­ble­res und effi­zi­en­te­res Arbei­ten und mehr Frei­zeit. Davon wür­den somit bei­de Sei­ten pro­fi­tie­ren: Arbeit­ge­ber und Arbeit­neh­mer. Doch ist die Vier-Tage-Woche über­haupt rea­lis­tisch? 

Wel­che Model­le wer­den der­zeit dis­ku­tiert und wie sehen sie aus?

Eine 4‑Ta­ge-Arbeits­wo­che bedeu­tet, dass tat­säch­lich nur an vier Tagen pro Woche gear­bei­tet wird, z.B. von Mon­tag bis Don­ners­tag oder von Diens­tag bis Frei­tag. Es bedeu­tet im Wesent­li­chen, dass die bis­her auf fünf Tage ver­teil­ten Arbeits­stun­den in vier Tagen unter­ge­bracht wer­den müs­sen.

Im Unter­schied zur 30 Stun­den Woche ist es näm­lich nicht der Fall, dass weni­ger Wochen­stun­den abge­leis­tet wer­den, son­dern es bedeu­tet, dass die Arbeit nur anders auf­ge­teilt wird.

Im deutsch­spra­chi­gen Raum haben sich 3 Vari­an­ten her­aus­kris­tal­li­siert:

Modell 1: Die 4 Tages-Woche mit glei­cher Stun­den­an­zahl. In die­sem Fall wird nur vier Tage gear­bei­tet, dafür aber län­ger. Die Gehalts­struk­tur bleibt gleich, da die glei­che Stun­den­an­zahl an Arbeits­leis­tung erbracht wird.

Modell 2: Die 4 Tages-Woche mit redu­zier­ter Stun­den­an­zahl. Bei die­sem Modell arbei­tet der Mit­ar­bei­ter zwi­schen 30 und 32 Stun­den für das Unter­neh­men. Der Lohn wird redu­ziert und an die Arbeits­zeit ange­passt.

Modell 3: Die 4 Tages-Woche, bei der es eine gerin­ge­re Stun­den­an­zahl gibt und der Unter­neh­mer das vol­le Gehalt bezahlt. Die­se Mög­lich­keit wird vor allem von der Arbeit­neh­mer­sei­te stark for­ciert.

Wie kann 4 Tage Woche funktionieren

Sehen wir uns die Model­le etwas näher an.

Beim Modell 1 hat der Unter­neh­mer den Vor­teil, dass er sei­ne Arbeits­leis­tung erhält und genau dafür den Gehalt bezahlt. Hier ändert sich also nichts.

Aber es gibt auch Nach­tei­le:

Durch die län­ge­re Stun­den­an­zahl kann es sein, dass die Gesund­heit der Mit­ar­bei­ter lei­det. Dies wie­der­um könn­te sich in ver­mehr­ten Kran­ken­stän­den aus­wir­ken. 

Die Pro­ble­ma­tik von Über­stun­den wird durch eine schon län­ge­re Arbeits­zeit und durch Geset­ze deut­lich ver­schärft.

Am ver­ein­bar­ten Tag wird nicht gear­bei­tet. Das kann in einem Unter­neh­men, das mit Kun­den zu tun hat, zusätz­li­che Pro­ble­me brin­gen, wenn zum Bei­spiel am Frei­tag nie­mand erreich­bar ist. Die Kun­den­ak­zep­tanz und Kun­den­zu­frie­den­heit lei­den dar­un­ter.

In der Ver­si­on 2 gibt es für den Unter­neh­mer aber­mals den Vor­teil, dass er nur für die erbrach­te Arbeits­zeit bezahlt.

Ins­ge­samt gese­hen ist es aber so, dass er ca. 20% weni­ger Leis­tung durch sei­ne Mit­ar­bei­ter hat. Wenn man das auf die Pro­duk­ti­vi­tät umlegt, kann es sein, dass auch 20% weni­ger Out­put und Gewinn erzielt wird. Die­se Situa­ti­on ist für man­che Unter­neh­men aller­dings schwer mög­lich.

Einer­seits sind sie im Wett­be­werb mit ande­ren Fir­men, und ande­rer­seits müs­sen sie Kos­ten, die voll berech­net wer­den trotz­dem abde­cken. Kei­ne befrie­di­gen­de Situa­ti­on.

Im 3. Modell ver­schär­fen sich die Nach­tei­le des Unter­neh­mers deut­lich. Er erhält eine Arbeits­leis­tung von 4 Tagen und bezahlt für 5 Tage. Die Lohn­kos­ten im Ver­gleich zur erbrach­ten Arbeit stei­gen deut­lich an. Eine Lücke, die für vie­le Unter­neh­mer kaum trag­bar ist.

Die ein­zi­ge Mög­lich­keit die­se Lücke zu schlie­ßen, ist die Erhö­hung der Pro­duk­ti­vi­tät. Das bedeu­tet: In der ver­blie­be­nen Zeit muss der Ertrag um ca. 20% gestei­gert wer­den, um die Lohn­kos­ten auf­zu­fan­gen. 

Damit steigt aller­dings die Arbeits­be­las­tung aber­mals an und die Grund­idee der 4 Tages-Woche wird damit nicht erfüllt. 

Als Unter­neh­mer hast du nun die Mög­lich­keit zusätz­li­che Mit­ar­bei­ter ein­zu­stel­len, um die­se Lücke zu schlie­ßen. Das bringt aller­dings 3 Schwie­rig­kei­ten mit sich:

  1. Auf­grund des Fach­kräf­te­man­gels sind Mit­ar­bei­ter nicht oder nur sehr schwer zu bekom­men.
  2. Die Situa­ti­on, dass nur an 4 Tagen gear­bei­tet wird, ändert sich nicht, da neue Mit­ar­bei­ter natür­lich auch die­ses Modell für sich bean­spru­chen wer­den.
  3. Die stei­gen­den Lohn­kos­ten UND die Lücke der Lohn­kos­ten muss geschlos­sen wer­den. Das bedeu­tet die Auf­trags­la­ge muss über­pro­por­tio­nal stei­gen. Nicht immer ist das auch mög­lich.

Klei­ne Mee­ting­räu­me, ver­steck­te Ecken in einem Hotel oder der Schat­ten eines Bau­mes kön­nen Abhil­fe schaf­fen, um unge­stört zu arbei­ten.

Spiel­re­geln mit der Fami­lie wur­den aus­ge­spro­chen. Wann ver­bringt man Zeit mit­ein­an­der, wann wird gear­bei­tet, wo trifft man sich, was machen die Kin­der, wäh­rend der Unter­neh­mer arbei­tet, sind nur eini­ge The­men, die geklärt wer­den müs­sen.

Wird jeden Tag gear­bei­tet, gibt es Kern­zei­ten, wo wird wel­ches The­ma erle­digt sind eben­falls zu über­le­gen, bevor man sich auf den Weg macht. Denn wahr­schein­lich wird es ande­re Per­so­nen, die auf der Lie­ge im Ruhe­be­reich des Hotels wenig freu­en, wenn man laut­stark mit Mit­ar­bei­tern tele­fo­niert. Bear­bei­tet man aber ein Kon­zept, das man am iPAD hat, wird es nie­mand mit­be­kom­men.

Unbe­dingt geprüft wer­den muss, ob und in wel­cher Form der IT- und Arbeits­be­reich abge­si­chert wird, wenn man den Lap­top glü­hen lässt. Hier gibt es Anfor­de­run­gen an die unter­neh­mens­ge­bun­de­ne Sicher­heit, aber auch an die Aus­stat­tung vor Ort.

Frau freut sich über 4 Tage Woche

Leist­bar­keit für Arbeit­ge­ber und Arbeit­neh­mer

Auf den ers­ten Blick mag das Modell der 4‑Ta­ges-Woche sehr posi­tiv erschei­nen. Es bringt aber auch eine Rei­he von Nach­tei­len mit sich. Der größ­te Nach­teil ist aus mei­ner Sicht die Leist­bar­keit. Sowohl für den Arbeit­ge­ber als auch für den Arbeit­neh­mer.

Die Fra­ge ob sich dein Unter­neh­men eine 4 Tages-Woche leis­ten kann, bringt aber auch eini­ge sozia­le Kom­po­nen­ten mit sich.

Am Anfang stel­len es sich vie­le Mit­ar­bei­ter deut­lich ein­fa­cher vor, zehn Stun­den am Tag zu arbei­ten. Wie schon bespro­chen begin­nen die ers­ten Pro­ble­me bereits beim The­ma Über­stun­den. Höchst­ar­beits­zei­ten dür­fen nicht über­schrit­ten wer­den, um nicht Schwie­rig­kei­ten mit den jewei­li­gen Arbeits­zeit­ge­set­zen zu bekom­men.

Mit­ar­bei­ter mit klei­nen Kin­dern haben es meis­tens schwer, eine Betreu­ungs­ein­rich­tung über einen Zeit­raum von 10 Stun­den zu fin­den.

Es ist nach­ge­wie­sen, dass die Kon­zen­tra­ti­ons­fä­hig­keit des Men­schen nach fünf bis sechs Stun­den am Tag deut­lich nach­lässt.

Kann die Pro­duk­ti­vi­tät der Mit­ar­bei­ter dem­nach wirk­lich stei­gen, wenn die Arbeits­zeit von acht auf zehn Stun­den auf­ge­stockt wird?

Die Situa­ti­on des Urlaubs­an­spru­ches ist eben­falls ein The­ma, das vie­le Unter­neh­mer und Mit­ar­bei­ter beschäf­tigt. In vie­len Fäl­len kann sich der Urlaubs­an­spruch eben­falls redu­zie­ren. Wenn das nicht der Fall ist, klafft die Lücke zwi­schen Arbeits­leis­tung und Bezah­lung noch wei­ter auf.

Neh­men wir an, dass am Frei­tag nicht gear­bei­tet wird. Was pas­siert. Die Frei­tags­um­sät­ze fal­len weg. Gera­de im Dienst­leis­tungs­be­reich wür­de das bedeu­ten, dass es kei­nen Umsatz gibt (weni­ger Pro­duk­ti­vi­tät) und die Dau­er der Bear­bei­tung von Kun­den­an­lie­gen ver­län­gert wird (Kun­den­zu­frie­den­heit).

In der Dienst­leis­tungs­bran­che spielt der recht­zei­ti­ge Ser­vice eine wich­ti­ge Rol­le. Weni­ger Ser­vice bedeu­tet weni­ger zufrie­de­ne Kun­den.

Du hast zwar die Mög­lich­keit mit­tels „Job-Sha­ring“ jedem Mit­ar­bei­ter indi­vi­du­ell einen ande­ren Tag frei­zu­ge­ben. Ob das von ihnen ange­nom­men wird, ist aber nicht sicher. Zusätz­lich schaffst du dir einen orga­ni­sa­to­ri­schen Zusatz­auf­wand, der auch admi­nis­triert wer­den muss.

 

Mög­li­che Lösun­gen

In der Ver­gan­gen­heit haben wir haut­nah erlebt, wie schwie­rig der Über­gang zu einem neu­en Arbeits­mo­dell sein kann. Inzwi­schen sind die Arbeits­zei­ten und Lösun­gen indi­vi­du­ell und so unter­schied­lich wie noch nie. 

Um zu einer leb­ba­ren Lösung zu kom­men, gibt es 3 Mög­lich­kei­ten:

  1. Die Ein­füh­rung der 4 Tages Woche: Die The­ma­tik habe ich ja inzwi­schen beleuch­tet. Der größ­te Nach­teil dabei ist: Die Betrach­tung der Arbeits­leis­tung mit der Dimen­si­on Zeit. Da bedeu­tet: Ich mes­se die Arbeits­leis­tung in Zeit und nicht in Out­put.
  2. Eine ande­re Art zu den­ken: Wie schon beschrie­ben ist die Zeit­mes­sung nicht mehr die Lösung. Es braucht ande­re Ansät­ze die Leis­tung und die Pro­duk­ti­vi­tät neu zu defi­nie­ren. Dabei müs­sen sowohl die Bedürf­nis­se von Arbeit­ge­bern und Arbeit­neh­mern berück­sich­tigt wer­den. Wann gibt es die meis­te Arbeit im Unter­neh­men, wie kann die­se abge­deckt wer­den oder wie kön­nen unpro­duk­ti­ve Zei­ten bes­ser durch Mit­ar­bei­ter oder Unter­neh­mer genutzt wer­den. Bei­spiels­wei­se könn­ten Eltern am Vor­mit­tag zwi­schen 10 und 12 Uhr Zeit für den Spiel­platz ein­pla­nen, und am Nach­mit­tag die Arbeit erle­di­gen. In die­ser Zeit arbei­tet nur ein Teil der Mit­ar­bei­ter, woge­gen am Nach­mit­tag wo der größ­te Arbeits­an­fall ist, alle arbeiten.Die Fle­xi­bi­li­tät und die Zufrie­den­heit wür­den deut­lich stei­gen.
  3. New Work Model­le: Ist die Arbeits­zeit nicht mehr das Mess­kri­te­ri­um kön­nen neue Arbeits­zeit­mo­del­le ent­ste­hen. Die bes­te Mög­lich­keit ist, sein Unter­neh­men auf Remo­te-Work umzu­stel­len. Das bringt nicht nur für Mit­ar­bei­ter den Vor­teil viel Indi­vi­du­el­ler und fle­xi­bler zu agie­ren, son­dern vor allem für den Unter­neh­mer. Werk­zeu­ge zur Zusam­men­ar­beit machen die­se Form der Arbeit leicht umsetz­bar.

Fazit:

Eine 4‑Ta­ge-Woche löst nicht alle Pro­ble­me. Wenn dein Unter­neh­men unter­be­setzt ist und du zu vie­le Auf­ga­ben auf ein­mal hast, kann auch eine kür­ze­re Arbeits­wo­che nicht hel­fen.

Es braucht ande­re Ansät­ze, um die Unter­neh­mer­the­men zu lösen. Wie das mög­lich ist, habe ich in die­sem Bei­trag beschrie­ben.

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