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Johann Lebenich

CEO & Foun­der

Bossing: Wenn der Chef zum „Mobber“ wird – und wie du dagegensteuern kannst

Manch­mal sind es nicht die gro­ßen Vor­fäl­le oder dra­ma­ti­schen Sze­nen, die Mit­ar­bei­ter aus der Bahn wer­fen. Oft rei­chen klei­ne Sti­che­lei­en, zyni­sche Bemer­kun­gen oder unter­schwel­li­ge Andeu­tun­gen, um ein Team­mit­glied sys­te­ma­tisch zu ver­un­si­chern. Wenn sol­che Ver­hal­tens­wei­sen vom Vor­ge­setz­ten aus­ge­hen, spricht man von „Bos­sing“. Das Pro­blem: Was auf den Chef viel­leicht nur wie ein klei­ner Witz oder eine harm­lo­se Kri­tik wirkt, kann für den betrof­fe­nen Mit­ar­bei­ter eine mas­si­ve see­li­sche Belas­tung bedeu­ten – mit Fol­gen für Gesund­heit, Moti­va­ti­on und das gesam­te Team­kli­ma.

In die­sem Bei­trag erfährst du, was Bos­sing kon­kret ist, war­um es oft gar nicht als sol­ches erkannt wird, wel­che Aus­wir­kun­gen es haben kann und wie du als Unter­neh­mer oder Füh­rungs­kraft aktiv gegen­steu­ern kannst, bevor Kon­flik­te eska­lie­ren.

Bossing 01

Was ist Bossing?

„Bos­sing“ bezeich­net Mob­bing durch den Chef. Im Gegen­satz zu „klas­si­schem“ Mob­bing, das meist auf hori­zon­ta­ler Ebe­ne (Mit­ar­bei­ter unter­ein­an­der) statt­fin­det, geht das Ungleich­ge­wicht hier von der hier­ar­chi­schen Macht­po­si­ti­on aus: Die Füh­rungs­kraft hat in der Regel mehr Ein­fluss, was die Situa­ti­on für die betrof­fe­ne Per­son beson­ders belas­tend macht.

Wich­tig zu ver­ste­hen: Bos­sing muss nicht immer gewollt sein. Manch­mal ist den Vor­ge­setz­ten gar nicht bewusst, dass ihre unbe­dach­ten Aus­sa­gen oder unan­ge­brach­ten Äuße­run­gen beim Gegen­über als Atta­cken ankom­men. Doch ob beab­sich­tigt oder nicht – der Effekt kann glei­cher­ma­ßen zer­stö­re­risch wir­ken: Mit­ar­bei­ter füh­len sich her­ab­ge­wür­digt, wer­den unsi­cher und ver­lie­ren das Ver­trau­en in ihre Füh­rungs­kraft.

Typi­sche For­men von Bos­sing kön­nen sein:

  • Unfai­re Kri­tik oder her­ab­set­zen­de Kom­men­ta­re vor ver­sam­mel­ter Mann­schaft
  • Zyni­sche Bemer­kun­gen und sar­kas­ti­sche „Scher­ze“, die auf die Per­son zie­len
  • Iso­la­ti­on durch bewuss­ten Infor­ma­ti­ons­ent­zug
  • Unver­hält­nis­mä­ßi­ge Kon­trol­le und Mikro­ma­nage­ment, um den Mit­ar­bei­ter zu ver­un­si­chern
  • Dro­hung mit Kon­se­quen­zen (z. B. Kün­di­gung), ohne dass es einen kon­kre­ten Anlass gibt
Bossing 02

Warum Bossing oft unerkannt bleibt

Vie­le Chefs neh­men ihre eige­ne Kom­mu­ni­ka­ti­on nicht als toxisch wahr. Was für sie nur eine spon­ta­ne Äuße­rung oder ein Scherz ist, kann beim Mit­ar­bei­ter wie eine Nadel­stich­se­rie wir­ken. Gera­de in stres­si­gen Situa­tio­nen oder bei hoher Arbeits­be­las­tung kommt es schnell vor, dass Chefs unbe­dacht etwas sagen, ohne die Wir­kung auf ande­re zu beden­ken.

Zwei Grün­de, war­um Bos­sing häu­fig unent­deckt oder her­un­ter­ge­spielt wird:

  1. Unglei­ches Macht­ge­fäl­le
    Mit­ar­bei­ter trau­en sich oft nicht, die ver­ba­len Angrif­fe oder Grenz­ver­let­zun­gen anzu­spre­chen. Wer möch­te schon ris­kie­ren, als „emp­find­lich“ zu gel­ten, Schwie­rig­kei­ten zu bekom­men oder gar die Stel­le zu ver­lie­ren? So blei­ben vie­le Äuße­run­gen unkom­men­tiert.
  2. Kul­tur der stil­len Dul­dung
    In man­chen Unter­neh­men herrscht (bewusst oder unbe­wusst) die Ein­stel­lung „Beim Chef darf man nicht wider­spre­chen“. Solan­ge das Betriebs­kli­ma ins­ge­samt nicht offen für Kri­tik ist, wer­den even­tu­el­le Über­grif­fe von oben meist hin­ge­nom­men – oft ohne, dass es die Füh­rungs­kraft über­haupt bemerkt.

Gera­de des­halb ist es so wich­tig, das The­ma Bos­sing offen­siv anzu­ge­hen und sich als Chef aktiv zu hin­ter­fra­gen. Nur so kann man eine Atmo­sphä­re schaf­fen, in der kon­struk­ti­ve Rück­mel­dun­gen mög­lich sind und Kon­flik­te gar nicht erst eska­lie­ren.

Auswirkungen auf das Team und die Betroffenen

Ein Chef, der unbe­wusst oder bewusst „mobbt“, kann damit erheb­li­chen Scha­den anrich­ten – sowohl für ein­zel­ne Mit­ar­bei­ter als auch für das gesam­te Unter­neh­men:

  1. Sin­ken­de Moti­va­ti­on und Pro­duk­ti­vi­tät
    Wer stän­dig in Angst vor erneu­ten Atta­cken lebt, wird kaum noch muti­ge Ent­schei­dun­gen tref­fen oder Ver­ant­wor­tung über­neh­men. Die Arbeits­qua­li­tät lei­det, eben­so wie die Stim­mung im Team.
  2. Gesund­heit­li­che Pro­ble­me
    Bos­sing erzeugt Stress, der oft nicht sicht­bar ist, sich aber schnell in psy­cho­so­ma­ti­schen Beschwer­den äußert: Kopf­schmer­zen, Schlaf­stö­run­gen, Gereizt­heit und im schlimms­ten Fall Depres­sio­nen oder Burn­out-Sym­pto­me.
  3. Nega­ti­ve Signal­wir­kung
    Ande­re Team­mit­glie­der beob­ach­ten genau, wie der Chef mit Ein­zel­nen umgeht. Wenn sie mit­be­kom­men, dass Bos­sing tole­riert oder gar als nor­mal ange­se­hen wird, kann das zu einer Gift­spi­ra­le der Angst füh­ren. Im schlimms­ten Fall ver­las­sen fähi­ge Mit­ar­bei­ter das Unter­neh­men.
  4. Ruf und Fluk­tua­ti­on
    Ein Unter­neh­men, in dem Bos­sing gedul­det wird, zieht auf lan­ge Sicht weni­ger Bewer­ber an. Gute Fach­kräf­te wer­den nicht lan­ge zögern, sich anders­wo umzu­schau­en.
Bossing 03

Kommunikation als Schlüssel: Wie Chefs vorbeugen können

Die gute Nach­richt: Bos­sing lässt sich oft schon mit klei­nen Maß­nah­men ein­däm­men und ver­hin­dern – vor­aus­ge­setzt, die Füh­rungs­kraft ist bereit, an der eige­nen Kom­mu­ni­ka­ti­on und Hal­tung zu arbei­ten. Hier ein paar Lösungs­an­sät­ze, die sich leicht umset­zen las­sen:

Offe­ne Feed­back-Kul­tur eta­blie­ren

  • Regel­mä­ßi­ge Gesprä­che: Füh­re min­des­tens ein­mal im Quar­tal per­sön­li­che Unter­re­dun­gen mit jedem Mit­ar­bei­ter. Fra­ge aktiv, wie die Zusam­men­ar­beit läuft und ob es Kon­flikt­punk­te gibt.
  • Feed­back in bei­de Rich­tun­gen: Lade dein Team ein, auch dir Rück­mel­dun­gen zu dei­nem Füh­rungs­stil zu geben. Das signa­li­siert, dass du Kri­tik zulässt und dar­aus ler­nen möch­test.

Bewuss­te Spra­che ver­wen­den

  • Ich-Bot­schaf­ten: Statt „Du hast schon wie­der ver­sagt!“ könn­test du sagen: „Mir ist auf­ge­fal­len, dass… Lass uns dar­über spre­chen, wie wir das ver­bes­sern kön­nen.“
  • Ver­mei­de pau­scha­le Urtei­le: Aus­sa­gen wie „Du bist immer so lang­sam“ oder „Du bist zu emp­find­lich“ sind nie­mals kon­struk­tiv. Kri­ti­sie­re lie­ber kon­kre­te Hand­lun­gen statt Per­so­nen.

Aner­ken­nung und Wert­schät­zung

  • Lob gezielt ein­set­zen: Vie­le Chefs ver­ges­sen, gute Arbeit zu hono­rie­ren, sei es durch ein ein­fa­ches „Super gemacht!“ oder eine klei­ne Ges­te. Ehr­li­che Wert­schät­zung stärkt das Ver­trau­en.
  • Erfol­ge fei­ern: Gön­ne dem Team klei­ne Erfol­ge und feie­re sie. Das hebt die Stim­mung und schafft Moti­va­ti­on für kom­men­de Her­aus­for­de­run­gen.

Kon­flik­te früh ange­hen

  • Eska­la­ti­on ver­mei­den: Wenn dir eine Situa­ti­on ent­glei­tet oder du bemerkst, dass Mit­ar­bei­ter sich zurück­zie­hen, suche das klä­ren­de Gespräch, bevor sich Frust auf­staut.
  • Exter­ne Unter­stüt­zung: Manch­mal ist ein neu­tra­ler Media­tor oder Coach hilf­reich, um ver­här­te­te Fron­ten auf­zu­wei­chen.

Füh­rungs­stil reflek­tie­ren und anpas­sen

  • Fort­bil­dung nut­zen: Semi­na­re, Work­shops oder Online-Kur­se zum The­ma Lea­der­ship und Kom­mu­ni­ka­ti­on hel­fen, blin­de Fle­cken auf­zu­de­cken.
  • Eige­nes Stress­ma­nage­ment: Wer selbst unter Dau­er­stress steht, reagiert schnel­ler gereizt und unbe­dacht. Ach­te auf dei­ne Work-Life-Balan­ce und geste­he dir Aus­zei­ten zu.

Was können betroffene Mitarbeiter tun?

Auch als Mit­ar­bei­ter bist du nicht macht­los, wenn du das Gefühl hast, vom Chef (unbe­wusst) gemobbt zu wer­den. Natür­lich ist die Lage heik­ler als unter Kol­le­gen, doch eini­ge Ansät­ze kön­nen hel­fen:

  1. Klar kom­mu­ni­zie­ren
    Sprich dei­nen Vor­ge­setz­ten – sofern mög­lich – direkt auf das Ver­hal­ten an. Füh­re kon­kre­te Bei­spie­le an, ohne zu emo­tio­nal zu wer­den. Manch­mal ist dem Chef die Wir­kung sei­ner Wor­te gar nicht bewusst.
  2. Ver­bün­de­te suchen
    Ver­trau­ens­per­so­nen im Team oder ein neu­tra­ler Ansprech­part­ner wie der Betriebs­rat kön­nen dir hel­fen, die Situa­ti­on objek­ti­ver ein­zu­schät­zen und eine geeig­ne­te Stra­te­gie zu ent­wi­ckeln.
  3. Tage­buch füh­ren
    Notie­re Vor­fäl­le und Aus­sa­gen, um ein Bild von der Häu­fig­keit und Schwe­re zu bekom­men. Das hilft dir auch, dich selbst zu sor­tie­ren und dich nicht zu ver­lie­ren.
  4. Gren­zen auf­zei­gen
    Wenn du den Ein­druck hast, dass dein Chef dich stän­dig ver­letzt, ist es wich­tig, dei­ne Gren­zen zu for­mu­lie­ren. Gege­be­nen­falls kann auch ein Ver­mitt­lungs­ge­spräch mit einer neu­tra­len Per­son ziel­füh­rend sein.
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Fazit: Achtsame Führung und offene Kommunikation sind entscheidend

Bos­sing ist kein Rand­pro­blem, son­dern kann in jeder Orga­ni­sa­ti­on auf­tre­ten – ins­be­son­de­re wenn die Füh­rungs­kraft sich ihrer Wir­kung nicht bewusst ist. Bereits ver­meint­lich klei­ne, unbe­dach­te Kom­men­ta­re oder Kri­tik vor ver­sam­mel­tem Team kön­nen nach­hal­ti­gen Scha­den anrich­ten. Des­halb ist Kom­mu­ni­ka­ti­on der ent­schei­den­de Schlüs­sel: Wer als Chef früh­zei­tig bewusst auf sei­ne Wort­wahl ach­tet, Feed­back ein­holt und Wert­schät­zung zeigt, beugt Mob­bing-Situa­tio­nen effek­tiv vor.

Ein posi­ti­ves, wert­schät­zen­des Betriebs­kli­ma kommt nicht nur den Mit­ar­bei­tern, son­dern auch dem Unter­neh­men selbst zugu­te. Zufrie­de­ne Beschäf­tig­te sind moti­viert, inno­va­tiv und blei­ben dem Unter­neh­men län­ger treu. Und das lohnt sich – für alle Betei­lig­ten.

Mög­li­che nächs­te Schrit­te:

  • Sen­si­bi­li­sie­rung: Tei­le das The­ma in Füh­rungs­kräf­te­mee­tings und hin­ter­fra­ge bewusst dei­nen Füh­rungs­stil.
  • Feed­back-Run­den: Pla­ne regel­mä­ßi­ge Dia­lo­ge ein, bei denen dein Team offen über Stim­mung und Zusam­men­ar­beit spre­chen kann.
  • Wei­ter­bil­dung: Nut­ze Semi­na­re oder Coa­chings, um Kom­mu­ni­ka­ti­ons- und Füh­rungs­fä­hig­kei­ten zu ver­tie­fen.

Schon klei­ne Ver­än­de­run­gen und ein ehr­li­ches Inter­es­se an der Sicht­wei­se dei­nes Teams kön­nen viel bewir­ken. Denn ein gesun­des Mit­ein­an­der ist die Grund­la­ge für nach­hal­ti­gen Erfolg – und ver­hin­dert, dass es zu sub­ti­len For­men von Mob­bing oder gar Bos­sing kommt.

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